
Kuriosa. Wussten Sie, dass das Gablerbräu über Jahrhunderte zu den größten Salzburger Gasthaus-Brauereien gehörte? Dass das Rockhouse in der Schallmooser Hauptstraße nichts anderes als der ehemalige Bierkeller des Gablerbräu ist? Dass die Brauereianlagen des Gablerbräu sogar bis ins heutige „Zentrum im Berg“ am Fuße des Kapuzinerbergs reichten? Dass sich dort, wo sich seit 1911 die denkmalgeschützte Wappenstube befindet, eine Schneiderei befand? Die Geschichte des Gablerbräu ist voll mit solchen und noch viel mehr interessanten Details. Eine Fundgrube für Historiker und an Geschichte Interessierten!
Die Menschen. Aus dem Jahr 1429 stammt die erste namentliche Überlieferung eines Bierbrauers am Standort des heutigen Gablerbräu. Der „Pionier“ hieß Peter Zeysar. Bis 1914 hielt sich das Gablerbräu ohne Unterbrechung als große Altstadtbrauerei.
1535 übernahm die Familie Gapler den Bauereigasthof, um 1650 war dort ein gewisser Niclas Gapler als Braumeister tätig. Um 1680 taucht erstmals der Name „Gablerbräu“ auf, abgeleitet nicht von der Gabel, sondern vom Familiennamen Gapler.
Im 18. Jahrhundert gehörte der Besitz an der Linzer Gasse 9 der Familie Elixhauser. Ihr gehörten damals auch das Stieglbräu, das Guglbräu und das Höllbräu. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts übernahm die Familie Gansl (an sie erinnerte der Salzburger „Ganslhof“) das Gablerbräu.
Am prägendsten waren jedoch die Jahre, in der die Salzburger Familiendynastie Mayr das Gablerbräu, damals noch samt Hotel, besaß. Franz Mayr sen. war auch Besitzer des Hotels „Zum Goldenen Schiff“ am Residenzplatz, am Ende des 19. Jahrhunderts eine der führenden Adressen Salzburgs. Franz Mayr sen. hatte vier Söhne. Zwei davon, Franz und Fritz Mayr, führten das Gablerbräu in eine besondere Blütezeit. Der berühmte Opernsänger Richard Mayr (1877-1935), ein weiterer Sohn, wurde im Haus des Gablerbräu geboren. Nach ihm ist bis heute die Richard-Mayr-Stube mit zahlreichen Erinnerungen an den Wänden benannt.
Franz Mayr jun. war es, der der Wappenstube 1911 ihr heutiges denkmalgeschütztes Aussehen gab: Er lieferte die Vorlagen für Schnitzarbeiten von 20 spätmittelalterlichen Salzburger Bischofswappen sowie für die neugotische Innenausstattung, die bis heute zu bestaunen ist. Als Inspiration dienten ihm gotische Kostbarkeiten aus dem Salzburger Land wie der „Rauriser Hallenschrank“.


Nach vielen Besitzerwechseln im 20. Jahrhundert führt Mag. Harald Kratzer, der auch das Sternbräu in der Griesgasse betreibt, das Gablerbräu seit Anfang 2013 zu neuen Blütejahren: Komplett renoviert, feinst herausgeputzt und liebevoll dekoriert erstrahlt das Gablerbräu anno 2018 als eines der interessantesten und charmantesten Altstadt-Wirtshäuser!
Die Bier-Tradition. Sie begann im Gablerbräu mindestens im Jahr 1429, andere Quellen sprechen von 1408. Das Gabler-Zwickl„florierte“, wie die Salzburger Historiker Gerhard Ammerer und Harald Waitzbauer in „Wege zum Bier. 600 Jahre Braukultur“ schreiben. 1900 wurden etwa 12.000 Hektoliter Gabler-Zwickl produziert. Nach 500 Jahren fand das hauseigene Gabler-Zwickl 1913 sein Ende, weil die Brauerei von den Mayr-Söhnen verkauft wurde. Wer weiß, was die Zukunft bringen wird: Vielleicht gibt es irgendwann mal wieder ein süffiges „Gabler-Gerstl“?
Quellen zur Geschichte des Gablerbräu:
- Gerhard Ammerer/Harald Waitzbauer (2011): „Wege zum Bier. 600 Jahre Braukultur“. Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg, Band 32 (Salzburg Studien 11).
- Hedwig Weiß (1995): „Das ‚Rupertistüberl‘ oder ‚Wappenstüberl‘ im Gablerbräu“. In: Salzburg Archiv (Schriftenreihe des Vereins Freunde der Salzburger Geschichte), Band 20, Salzburg. S. 233 – 268.